Hallo,
hier 2. Teil :
DIE PRAXIS EINES WINDPARKBETREIBERS : juwi Windenergie
Bürgerbeteiligungsverfahren in Ober-Flörsheim endet mit Eklat! Auf einer Veranstaltung der Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land am 13. März 2001 in der Gemeindehalle zu Ober-Flörsheim fiel Matthias Willenbacher von der Firma juwi Windenergie durch skandalöses Verhalten auf, das an arglistige Täuschung gegenüber den rund 50 Anwesenden grenzt. Zu Beginn der Versammlung ließ er zwei Teilnehmerlisten durch die Reihen gehen, die von den Bürgerinnen und Bürgern ausgefüllt wurden. Auf den Listen war der Name der Firma juwi nicht zu erkennen, auch kündigte Willenbacher sein Vorhaben nicht an. Alle Anwesenden gaben Auskunft zu ihren persönlichen Daten im Glauben, es handele sich um Unterlagen der Verbandsgemeindeverwaltung. Um 16:30 sammelte Willenbacher, der in Ober-Flörsheim mindestens 15 Windkraftanlagen errichten möchte und hierbei bisher die Unterstützung des Ortsvorstandes hatte, die Listen unauffällig ein und verließ damit den Saal. Dies fiel einigen Anwesenden auf, die sofort lauthals protestierten. Auf dem Weg zu seinem Fahrzeug wurden Willenbacher die Listen abgenommen und Ortsbürgermeister Vogt übergeben. Für diesen Vorfall gibt es zahlreiche Zeugen. Die anwesenden Bürgerinnen und Bürger zeigten sich schockiert von dem Verhalten des Unternehmers. Auch Bürgermeister Vogt und Herr Caspar von der Verbandsgemeindeverwaltung Alzey-Land erklärten ihre Betroffenheit über den Vorfall. (Huegelland-Meldung vom 13. März 2001, 22:00)
Nachstehend bringen wir die ungekürzte Berichterstattung der Allgemeinen Zeitung Alzey und der Wormser Zeitung in ihrer Wochenendausgabe vom 17.3.2001. Lesen Sie auch unsere Presseerklärung mit Richtigstellung von Willenbachers Behauptungen.
Allgemeine Zeitung Alzey und Wormser Zeitung 17. März 2001
Windparkbetreiber muss Prügel einstecken - „Anwesenheitslisten“ gewaltsam entrissen
"Als arglistige Täuschung" bezeichnet Trude Fuchs von der Bürgerinitiative gegen Windkraft die Vorgehensweise des Windpark-Unternehmers, Matthias Willenbacher. Er hatte in der Bürgerbeteiligung in Ober-Flörsheim "Anwesenheitslisten" herumgereicht. Die Windkraftgegner behaupten, er wollte die Anschriften und Daten der Widerspruchsführer.
Von unserem Redaktionsmitglied Armin Burkart
Die Vorgeschichte: Willenbacher ist als erfolgreicher Windparkbetreiber in Flomborn. Dort stehen 12 Windräder. Sein Plan ist es, 10 bis 15 weitere in Ober-Flörsheim zu erstellen. Vereinbart war zunächst ein Windpark "in gleicher Größe wie in Flomborn", räumt Willenbacher im Gespräch mit der AZ ein. Ein Mitarbeiter der Verbandsgemeinde muss sich beim Nachzählen in Flomborn vertan haben. Auf Vorschlag Willenbachers hatte die Gemeinde Flomborn auch keine Einwendungen gegen 15 Windkrafträder, damit ging man nun vor die Bürger.
Der Windkraftunternehmer sieht kein Problem für die Einrichtung des Parks. Grundstücke für 15 Generatoren hat er, denn er zahlt hohe Pachten, für 1000 Quadratmeter 7500 Mark im Jahr. Die Gemeinde steht dem Vorhaben nicht abgeneigt gegenüber, denn pro Windrad kassiert sie im Jahr 6500 Mark an Durchleitungsabgabe und Wegebenutzungsgebühren. Macht pro Jahr für die Gemeindekasse in Ober-Flörsheim 97500 Mark. Selbst das von Willenbacher in Auftrag gegebene ornithologische Gutachten hat keine Einwendungen gegen den Windpark.
Gegenwind kommt von einzelnen Ober-Flörsheimern und von der Bürgerinitiative gegen Windkraft. "Das in Ober-Flörsheim geplante Vorhaben wird alle Dimensionen des gesetzwidrigen Flomborner Windindustrieparks sprengen: Mehr und bedeutend größere Windrotoren sollen viel näher bei dem Ort errichtet werden."
"Alles gelogen", kontert Willenbacher, "ich muss mich nur gegen Unwahrheiten wehren." Die Höhe der Windräder in Ober-Flörsheim werde 100 Meter nicht übersteigen und der Durchmesser der Rotoren werde nicht größer sein, als der der "Windmühlen" in Flomborn. Die kürzeste Entfernung zur Ortsbebauung betrage 1250 Meter.
Der Kampf tobt: Ober-Flörsheimer Grundstückseigentümer haben anonyme Briefe bekommen, in denen Willenbacher der Korruption beschuldigt wird. Das Gutachten des Ornithologen - so steht es in dem Brief - habe er gekauft, das sei aus "sicherster Quelle" bekannt.
Dass Willenbacher eine Anwesenheitsliste bei der Bürgeranhörung herumgehen ließ, bestreitet er gegenüber der AZ nicht. "Ich wollte Schriftproben, um sie mit den anonymen Briefen zu vergleichen." Daraus wurde nicht viel. Denn beim Einsammeln der Listen erkannt man ihn und auf dem Weg in sein Auto wurden sie ihm gewaltsam abgenommen. "Die haben mich brutal an die Wand gestoßen und verprügelt", schimpft Willenbacher.
Wo sind die von Windkraftunternehmer Matthias Willenbacher auf dem Ober-Flörsheimer Bürgerbeteiligungsverfahren vom 13.3.01 unrechtmäßig erworbenen Listen? Diese Frage konnte Ortsbürgermeister Vogt beim Besuch von vier Mitgliedern unserer Bürgerinitiative am 9. April nicht beantworten. Sie seien verschwunden. An einen Diebstahl aus seiner Wohnung glaube er nicht, vermutlich habe seine Frau sie weggeworfen. Wenig später erklärte Herr Vogt, er habe die Listen in seinem Büro im Rathaus verwahrt. Doch auch dort könne er sie nicht finden. (Huegelland-Meldung 11.4.01, 07:00).